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Also 2018, erstmal möchte ich Danke sagen. Ich habe sehr viel von Dir lernen können. Zum Beispiel, dass das Leben schön ist! Denn Du begannst ziemlich gut.
Ein erstes get away nach Rügen direkt nach Silvester ließ mich durchatmen. Der verschneite Strand, die frische Brise und die entspannten Stunden im Wellness Bereich des Hotels nach der stressigen Weihnachtszeit im Dezember taten so gut.
Und auch, wenn der Winter einer der längsten war, die ich je bewusst erlebt habe, habe ich mir die Freude am Leben nicht nehmen lassen. Es begann ruhig und ich lernte, mich auf all die Dinge zu freuen. Ich war bis über beide Ohren verliebt, was bis heute halten sollte, und konnte es genießen. Du hast mir tiefe Dankbarkeit geschenkt für die Dinge, die ich hatte.
Anfang des Jahres verbrachte ich gleich zwei Gelegenheiten am Strand. Beim zweiten Mal hatte ich sogar meine Kamera dabei, um mich wieder dem zu widmen, was mir am meisten Spaß macht.
Here comes the Sun
Als der Winter vorüber war und im März endlich der Frühling kam, kam die Arbeit. Ich lernte, ich kann vieles schaffen. Ich lernte viel über meinen Job, lernte mich und meinen Ehrgeiz neu kennen und entdeckte Fähigkeiten an mir, die mir bisher noch nicht aufgefallen waren. Leider, 2018, lernte ich meine Grenzen immer weiter nach Aussen zu schieben um mehr leisten zu können. Lernte zu verlenen was es heißt, Ausgleiche zu schaffen und die Balance im Leben zu halten. Ich schob wieder einen oder auch zwei Tage mehr Arbeit ein, um produkiver zu sein und merkte nicht, wie ich langsam aber sicher meine Batterien runterwirtschaftete. Den Umzug stemmte ich so nebenbei, nach der Arbeit, schleppte Taschen und Boxen noch in eigentlichen Pausen umher, verlor meine Stimme, verlor das Bewusstsein dafür, dass das eigentlich ganz schön viel war.
Aber der Frühling hat mich gepusht. Ich erinnerte mich jeden Tag an den langen harten Winter und wollte alles rausholen, was ging. Angespornt von dem Hochgefühl, welches allem unterlag war ich trotz durchgearbeiteter Wochen ziemlich glücklich.
Vor allem weil Du mir versprachst, dass noch so viel mehr kommen würde.
Und es kam noch so viel mehr. Du hast dein Versprechen eingelöst.
Mitte des Jahres zeigtest Du mir das Reisen. Das wirkliche Reisen. Wir packten unsere Sachen und bereisten die Algarve. Eine der schönsten Abenteuer meines Lebens und dafür werde ich dich, 2018, auf ewig in Erinnerung behalten. Meine Liebe zu Roadtrips wurde entfacht, mein Spaß am Autofahren und ein mir fremdes Land zu bereisen, das hast du mir geschenkt. Ja auch das hast du mir beigebracht: an mich selbst zu glauben und daran, dass ich mich immer wieder selbst überraschen kann und mit wenig Angst an mir komplett neue Dinge heranzugehen.
Nicht nur, wegen der Reise nach Portugal, wegen des anhaltend guten Wetters in Deutschland und den vielen Stunden, die ich draussen verbringen konnte. Auch, weil ich endlich mal wie fast jeder andere auch ein kleinen Wochenendtrip unternehmen konnte. Ein Novum für mich, waren die Wochenenden sonst immer für die Arbeit reserviert gewesen. 2018, Du hast es möglich gemacht. Diesen kleinen Ausblick, dieses kleine was-wäre-wenn, dieser Geschmack von Freiheit.
Das Baden in eiskalten Seewasser wird mir im Gedächtnis bleiben. Die Stunden mit Freunden, das klebrige Gefühl auf der Haut nach Autofahrten durch die heiße Stadt. Du hast mir die soziale Seite an mir aufgezeigt, ohne dass es mich etwas gekostet hätte.
Generell war der Sommer unvergesslich. Wir haben uns federleicht gefühlt, Du und ich. Verschwitzt, aber leicht, dennoch. Mit den Füßen im Sand, im Wasser, auf dem Asphalt. Manchmal ohne Schuhe, immer ohne Jacke. Die Welt fuhr einen Gang runter und es war dringend nötig.
Best
Moments
2018
Mit dem Kanu durch
einen naturbelassenen Wald rudern.
Die perfekte Stille, die perfekte Luft.
Morgens in Monchique aufwachen, auf die nebelverhangenen Berge schauen und tausend Vögel rufen hören.
Best
Decisions
2018
Becoming
a
Vegan.
Starting
to run
again.
Aber wir endeten stürmisch. Du und ich. Seit September habe ich mich nach den schönen Momenten gesehnt, wie nach jemandem, der nie mehr wiederkommt. Alles versank in einem Pool aus Erschöpfung, Stress, Entnervtheit. Du warst live dabei wie der Aufschub von Lebensglück zu meinem Credo und der Satz „nur noch xy, dann mach ich eine Pause“ zu meinem Motto wurde.
Ja, nur noch dieses Projekt, nur noch diese Woche, dann wird es besser. Aber es wurde nicht besser, ganz im Gegenteil – es wurde schlimmer, als ich mir hatte je vorstellen wollen.
Und wo ich die Wochen zuvor gelernt hatte, was es hieß, glücklich zu sein, lernte ich nun, was es bedeutet, mit seiner Energie am Ende zu sein. Und das war nicht deine Schuld, 2018. Ich trug Altlasten aus den Jahren zuvor. Und wo ich mich die Jahre immer mit dem Motto höher, schneller weiter vorangepeitscht hatte, traf es dich und mich nun einfach unglücklich…
Ich hätte mich gerne von Dir verabschiedet, so, wie wir uns begegnet sind. Voller Hoffnung und Leichtigkeit. Ich fürchte aber, dass mir das nicht möglich sein wird, denn die letzten Wochen und Monate deiner Zeit möchte ich manchmal einfach nur vergessen.
Es waren Momente voller Verzweiflung, Angst, Depression und Einsamkeit. Die wohl längsten zwei Monate der letzten Jahre.
Im Dezember und November erfolgte dann, was Du wohl hast kommen sehen: Die Vollbremsung aus schneller Fahrt. Der Cut von fast allem, was mein Leben sonst ausgefüllt hat, was gleichzeitig Fluch und Segen war. Es war ein Schock – für uns beide und ich weiß, so wie ich hier heute sitze und diese Zeilen schreibe, wir beide müssen das noch verarbeiten. Aber so viele Dinge brauchen ihre Zeit und nichts heilt besser die Wunden als eben jede Menge Minuten, Stunden, Tage und Wochen.
Es tut mir leid, dass ich oft ungeduldig war, dass ich der Wahrheit oft nicht in die Augen sehen wollte, obwohl Du mich mit aller Macht darauf hingewiesen hast.
A k z e p t a n z.
A c h t s a m k e i t.
Und Loslassen.
Ich denke ich bin immer noch ziemlich gut darin, mich selbst zu belügen, weil ich glaube die Welt erwartet von mir, mich bestimmt zu verhalten. Und weil ich fest daran glaube, die Kraft zu haben, alles zu verändern, was mich stört. Aber manche Dinge, die kann man nicht ändern, egal mit wie viel Kraft man sich dagegen lehnt, wie viele Stunden man damit verbringt, verstanden werden zu wollen oder alles kontrollieren zu wollen, was passiert.
Und das wollte ich Dir schon die ganze Zeit sagen: Ich habe diesen kleinen Ball aus Sturheit in mir, verzeih, dass ich manchmal nicht loslassen kann.
Ich. verabschiede mich von Dir mit diesen gemischten Gefühlen.
Ich habe gelebt und gelitten.
Ich habe viel erreicht
und einiges verloren,
was nicht zu halten war.
Ich stelle mich jeden Tag meinen tiefsten Ängsten
und bin Dir dankbar,
dass Du sie mir gezeigt hast.
Du hast mir nur genommen,
was sowieso nicht
für mich war.
Und nach diesem Sommer, in dem alles möglich schien,
brauchte ich den Knall,
um zu sehen, was möglich ist.
Auch, wenn ich es gerade nur durch Nebel erahnen kann.
F R A N Z I S K A
2 Comments
Schönster und persönlichster Jahresrückblick, den ich die letzten Tage gelesen habe- Gratulation Franzi!
oh wie lieb, Dankeschön! <3