Es ist 11.30 Uhr an einem Donnerstag. Ich habe Urlaub und sitze bei meinem obligatorischen Morgenkaffee in der Küche und im Hintergrund plärrt das kleine Kofferradio mit dem immer schlechten Empfang die ewig selben Evergreens der 70er und 80er. Manchmal erwische ich mich dabei, wie ich mit dem Fuß zum Takt der Musik wippe. Aber eigentlich höre ich nicht hin. Eigentlich möchte ich schreiben. Mir alles von der Seele texten, was in den letzten Monaten passierte. Euch mitnehmen. Doch ich weiß kaum, wo ich anfangen soll.
Ich bin zumindest so weit gekommen, dass ich den admin Bereich meines Blogs geöffnet habe.
„Was beschäftigt dich?“ fragt mich die WordPress Oberfläche sofort. Ich lächle nur milde und denke: wenn Du wüsstest. Meine Augen wandern über all die Aktualisierungsmeldungen, die mir blinkend signalisieren HEY, hier müsstest du mal deine Plugins erneuern. Also klicke ich darauf, obwohl ich gar nicht bei der Sache bin,sondern eher darüber nachdenke, wie die ersten Sätze meines Posts klingen würden. Ich bin wohl so abgelenkt davon, dass ich irgendetwas falsches klicke, denn meine Seite stürzt ab und Schwarz auf Weiß steht noch immer dieser eine Satz vor mir:
Wegen Wartungsarbeiten ist diese Seite momentan nicht erreichbar.
Versuche es in einer Minute nochmal.
W h a t the f** happened, Franziska?
Ja, Franziska, was ist eigentlich passiert. Wieso wurde es so schnell so still, wie es damals so schnell so laut hier wurde? Ich wünschte ich könnte den Finger auf ein oder zwei Ereignisse legen, die das ausgelöst haben. Aber wenn ich zurückdenke, dann sehe ich nur diese große Welle von Aufgaben über mich herrollen, die wichtiger, dringender waren als hier zu schreiben. Diese Welle hat mich mitgerissen und ich bin mit ihr losgelaufen, habe mich fallen lassen. In Arbeit, in Bestätigung, in Veränderung und Rückbesinnung. Ja, und gereist bin ich auch. Ja und emotional hab ich ein paar Wochen einiges aufarbeiten müssen, was nicht auf öffentliche Plattformen gehört – so gerne ich hier auch die Hüllen fallen lasse.
Und da war da diese eine, fast vernichtende Kritik an meinem letzten Post, die mich hart getroffen hat. Die mich alles in Frage stellen lies, weil ich meinen eigenen Text so geliebt habe und feststellen musste, dass ausser einem Achselzucken kein Feedback von einem wichtigen Menschen kam. Ja, der Trouble eines Schreibenden. Müsste man drüber stehen, oder? Tat ich aber nicht. Und schwieg.
Also dachte ich jede einzelne Woche der letzten Monate daran, bald wieder zu schreiben und tat es doch nie. Morgen, dachte ich, werde ich mal wieder anfangen. Aber aus morgen wurde, ihr kennt das, übermorgen und danach waren eben mal drei Monate verflogen wie das Aroma von Kaffee, den man zu lange offen im Schrank stehen gelassen hat.
F a s t b a c k w a r d
Da das hier ja kein Diary ist, in dem ich Euch über jede Einzelheit meines Lebens lang und breit berichte, halte ich mich doch jetzt kurz und lasse Bilder, Musik und Kommentare sprechen, die ich in einer Collage zusammengestellt habe.
Wer mein instagram verfolgt, wird gesehen haben, dass der Sommer in Hamburg eine glatte Enttäuschung war und dass wir alle nur eins wollten: flüchten. Das tat ich, wenn auch nur kurz. Anfang des Sommers verbrachte ich ein paar Tage in Kopenhagen – diese Stadt hat es mir richtig angetan, obwohl ich kein nordischer Typ bin und mich das Wetter im Norden mehr und mehr abturned.
Mitten im Sommer reiste ich dann spontan nach Rom, zusammen mit einer guten Freundin. Rom, ebenfalls eine wunderbare Stadt, berauschte mich mit guten Essen und dieser flirrenden Hitze, die wir Nordkinder so gar nicht kennen aber immer herbeisehnen. Diese Luft, die Geräusche der Strassen, der Vatikan bei Nacht. Das Eis! Oh, das Eis, welches wir auf warmen Steinplatten sitzend noch in der Nacht genossen.
Aber viel wichtiger als das, was ich auf dem Papier erlebt habe, sind die mentalen Schritte, die ich in den letzten Monaten gemacht habe. Ich werde mir immer bewusster über meine HSP, die ich schon mein Leben mit mir rumschleppe, aber nie wirklich dahinter gekommen bin. Und je bewusster ich mir darüber werde, desto besser kann ich mich darauf einstellen.
Nach wie vor jedoch kämpfe ich oft mit mir selbst – mein Drang nach persönlichen Perfektionismus, meine Angst, dass mir Zeit ungenutzt durch die Finger rinnt, die fehlende Life-Work-Balance, das alle beschäftigt mich noch sehr und ich gebe zu, dass ich viel von der gewonnen Achtsamkeit und Nachsicht mir gegenüber wieder verloren habe in der letzten, turbulenten Zeit.
Wie wir alle wohl, sollte ich mich nicht selbst als mein größtes Projekt betrachten, an dem es ständig zu arbeiten gilt. Obwohl sich dieser Satz wieder selbst in den Schwanz beißt…
S u m m e r i n H a m b u r g
Wann fange ich endlich an, das Wetter hier so zu akzeptieren, wie es nunmal ist? Es sollte nicht jedes Jahr so schlimm für mich sein, dass sich hier einfach kein Hoch zu halten scheint. Und für Euch auch nicht! Wie viel Energie verbrachten wir eigentlich damit, uns darüber zu ärgern, dass es jeden zweiten Tag regnete und die Temperaturen nur zwei Mal dieses Jahr über 30 Grad kletterten? Überlegt Euch mal die extra Dinge, die wir hätten anstellen können mit all der zerronnen Energie. Aufhören!
A u s b r u c h
…aus der Stadt. Zumindest mental. Ich saß oft im Bus, in der Bahn, eingespannt zwischen der Dame rechts neben mir und dem fohlengroßen Hund auf der anderen Seite, umgeben von Dönergeruch und unnötigen Telefongesprächen und wünschte mich in die Natur. In die Ruhe, in die Abgeschiedenheit. Vermisste einen weiten Blick auf Wasser, Berge oder einfach nur Wiese und hätte aus meiner Haut platzen können. Die Stadt umspannt uns. Und die meisten merken nicht mehr, wie unnatürlich so eine Lebensweise eigentlich ist. Aber können wir eigentlich wieder zurück?
And everytime your heart gets broken you feel like 16 again.
F a i l u r e
Was tun wir , wenn wir realisieren, dass wir einen Fehler gemacht haben? Uns entschuldigen und versuchen, es wieder gut zu machen. Aber was tun wir, wenn wir bemerken, dass wir einen Fehler gemacht haben, aber es dringend notwendig war, diesen Fehler zu begehen? Weil er uns gelehrt hat, weil er uns hat wachsen lassen, weil wir diesen Weg gehen mussten – einfach um danach klarer zu sehen und weiter zu kommen.
Es gibt im Leben nicht nur richtig oder falsch. Es gibt verschiedene Perspektiven und es gibt verschiedene, für jeden individuell wichtige Entscheidungen. Abseits von richtig oder falsch. Aufhören, die Dinge nach diesen Kategorien zu bewerten und anfangen, wertfrei für sich den sich richtig anfühlenden Weg zu gehen, hat selten etwas mit Egoismus zu tun. Auch, wenn es uns so schwer fällt, uns das zu glauben…
F R A N Z I S K A
you will hear from me soon.
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