…, das ist eine ganze Menge. Dass das Leben wirklich wertvoll ist, zum Beispiel. Dass dir nichts geschenkt wird, ja, das auch. Dass die meisten Dinge aus Dir selbst heraus kommen sollten, willst du sie dauerhaft halten und dass nichts schlimmer ist, als nichts mehr zu empfinden. Wenn Stunden zu Tage und Tage zu Wochen anwachsen und sich alles anfühlt wie ein endlos grauer energetisch aufgezehrter Brei. Wenn Emotionen sich nur noch zwischen Weiß und Schwarz hin und her bewegen und alles dazwischen einfach weg ist. Wenn du alles gegeben hast und nun nichts mehr besitzt.
In 2018 habe ich alles gegeben. Alles, was ich hatte. Und habe alles verloren, alles was mir wichtig war. Einschließlich mir selbst oder dem, was ich als „selbst“ bezeichnete. Ich habe meine Gaben wie in endlosen Nachtschichten frisch gebackene Kekse verteilt, bis keine mehr für mich übrig waren. Ich habe sie nicht nur an Menschen verteilt, die sie gerne haben wollten, sondern auch an diejenigen, die sie eigentlich nicht brauchten. ich habe sie ihnen aufgezwungen. In einem Gefühl von „ohne mich geht nichts mehr“ und überzogenem Ego, pulte ich mir buchstäblich die Haut von den Knochen.
No rain,
no
flowers.
Der Wunsch, die Welt um mich herum maximal kontrollieren zu wollen, und kontrollieren zu müssen, um nicht unter zu gehen, war so übermächtig und existentiell, dass ich ihn nicht mal mehr aktiv wahrgenommen habe. Nur weniges und wenige verlangten von mir, die Welt zusammen zu halten – es hätte jederzeit auch ohne mich geklappt. Aber aus irgendeinem Grund, konnte ich nicht mehr loslassen bis ich leer war, loslassen musste und fiel…
Sie nennen es Burnout. Sie verschreiben Ruhe und zu Hause bleiben, still bleiben und mit sich selbst zurecht kommen. Aber wenn alles laut ist und plötzlich die Klappe fällt, ist die Abwesenheit von Geräuschen viel intensiver als du es dir vorstellen könntest. Sie rauscht in deinen Ohren, es fiept und die Leere in dir ist so präsent, dass nicht viel fehlt, damit du das Angebot annimmst, doch Medikamente gegen all das zu schlucken. Du selbst und das, was dich einmal glücklich gemacht hat, ist wie eine leere Schablone in Dir.
Kennst du diese Aluminium Förmchen für Weihnachtsplätzchen? Irgendwie bist du noch da, aber irgendwie bist du auch weg. Dieses Gefühl ist so irre, dass es sich nicht beschreiben lässt, egal wie viele Worte ich versuche dafür zu finden. Wer das einmal erlebt hat, weiß, dass sich fast nichts schlimmer anfühlt.
If you give everything
you lose everything
(James Blake)
Nun, was ich heute von hier aus sehen kann, wenn ich mich umdrehe und zurückblicke, ist, dass ich es irgendwie da heraus geschafft habe. Bin ich wieder ich selbst? Nein. Ich bin ich, aber ich bin nun anders. Du wirst nicht mehr wie du einmal warst, wenn du dir so begegnet bist. Wenn das zu Hause bleiben und ausruhen nur der Anfang des Schreckens ist und danach noch viel mehr kommt. Und ja, es kam noch viel mehr bis es besser wurde…
Diese Erfahrung macht etwas mit dir. Sie macht dich stärker und sie macht dich dennoch sensibler für deine Schwächen. Sie strahlt hell in all die blinden Flecke deiner Seele, die dich unbewusst dazu getrieben haben, dich leerzulaufen. Du lernst dich besser kennen, wenn du den Mut dazu hast, wirklich hinzusehen und den Schmerz zuzulassen. Und dieser Schmerz lehrt dich, dass Du am Leben bist und dass es niemals das Ziel sein sollte, ihn nicht mehr zu empfinden. Denn ohne Leid kein Glück. Und ohne Regen keine Blumen.
Wir können nicht einfach alle negative Emotionen ausklammern, nur, weil wir lediglich die Guten haben wollen. Weil uns eingeredet wird, nur gute Emotionen sind richtige Emotionen. Es gehört immer beides zum Deal. Ich wurde krank, weil ich immer nur alles gut machen wollte. Alles Gute fühlen wollte.
Und vor allem, weil ich gut sein wollte. Für die Welt, für andere, auch für mich und mein überzogenes, angestrebtes Selbstbild . Ich war im Kopf immer einen Schritt weiter, immer schon in dem Verhalten, von dem ich dachte, dass es das ist, was richtig wäre. Aber richtig gefühlt habe ich es nicht, ich habe nur gehandelt. Die Selbstoptimierung (be the best version of yourself) machte aus mir the worst. Den Druck, den hat mir keiner gemacht – das war ich tatsächlich ganz alleine. Und zu allem Überfluss korrelierte das mit meinem Umfeld.
Dieser Text stellt die Einleitung da zu einer Reihe von Texten, die vielleicht noch kommen werde. Ich schreibe „vielleicht“, weil ich den Druck aus allem heraus nehme. Ich schreibe hier, wenn ich Lust und Energie dazu habe und wenn ich die Worte finde, das alles zu verpacken. Wenn das nicht der Fall ist, wird hier nichts erscheinen.
Ich finde es wichtig, meine Reise zu teilen, Themen wie diese offen anzusprechen. Ich tue das nicht nur hier, sondern auch da draußen. Ich verstecke mich nicht, ich zeige meine Schwäche, auch, wenn es mir nicht immer leicht fällt.
Nun, da ich etwas Sinnvolles beizutragen habe, hoffe ich, hier Menschen zu erreichen, die ähnlich kämpfen und denen helfen kann, von jemanden zu lesen, der da durch gekommen ist. Denn an alle, die das hier lesen: Es ist machbar! Es wird irgendwann besser, und es wird wieder gut werden! Nicht von allein, nein, ich sage Euch, Ihr müsst kämpfen und es wird nicht leicht. Aber am Ende wird auch der Burnout seinen Sinn gehabt haben. So wie alles, was Euch begegnet, was Euch Schmerzen bereitet, immer einen Sinn hat. Ich möchte Euch erzählen, was man von hier aus sehen kann – vom Ende des Tunnels.
F R A N Z I S K A
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