Letztens bei mir am Küchentisch:
„Das kann doch nicht der Ernst sein! Wie kann man nur so sein!?“
Mein Gegenüber legt die Hände in den Schoß und sieht mich ruhig und lange an. Ich bin wütend, spreche schon seit einer viertel Stunde über einen Menschen, der mich mit seiner toxischen Art regelmäßig zur Verzweiflung bringt.
„Weißt du Franzi,“, setzt er dann an „da hilft alles Detoxen der Welt nichts, wenn man Menschen in seiner Umgebung hat, die die Luft vergiften.“
Toxic People- die schlimmsten von ihnen können krank machen. Toxisch, das bedeutet, dir begegnet jemand, der dir nicht gut tut, der dich „runterzieht“, dich belastet und einen guten, sonnigen Tag mit seinem Regen ertränkt. Deine gute Laune nimmt, sie zu Boden wirft und mittels seiner schlechten Laune ganz genüsslich darauf herum steigt. Jemand, der weiß, welche Knöpfe er drücken muss. Der in dein Leben stolpert und mit der Tür das Porzellan vom Sims und mit diesem das ganze Haus nieder reisst. Und das so schnell und so subtil, dass du erst merkst, was los war, wenn er endlich weg ist. Wenn der Himmel wieder aufklart. Nur um dir dabei zuzusehen, wie du um Fassung ringst und die Scherben zusammenkehrst.
Ich spreche aus Erfahrung.
Ich habe nicht nur eine unsagbar toxische Beziehung hinter mir, sondern begegne immer wieder Personen, die diese bestimmte „Gabe“ haben und von denen ich mich, so ungern ich das auch zugebe, sehr beeinflussen lasse. Dann stehe ich mit Tränen in den Augen auf irgendeiner Toilette vorm Spiegel und muss drei Mal ganz tief durchatmen, um nicht mein Gesicht zu verlieren. Denn eine Sache tue ich mit solchen Menschen jedes Mal: anstatt auf Konfrontation gehe ich auf Abstand und mache mich klein. Überlebensreflex. Nicht immer angebracht.
Plötzlich ist man wieder der beste Freund, der Partner des Lebens,
die große Liebe.
Wenn ich mit Freunden darüber spreche, empfinden das viele als nicht so schlimm. „Ignorier das doch einfach“ , wird mir dann geraten. Oder „Spiel das Spiel nicht mit, lass das nicht mit dir machen, lass dir das nicht gefallen.“ Aber guter Rat ist hier teuer, gerade, wenn man eine so sensible Natur ist wie ich. Konfliktscheu, harmoniebedürftig, aber, wenn das Fass voll ist, ebenso temperamentvoll. Wenn man es mit mir zu weit treibt, kann ich sehr laut und ja, ich gebe es zu, gemein werden. Eine Situation, die ich gerade zum Beispiel auf professioneller Ebene absolut vermeiden will.
Aber was ist da los? Toxic People scheinen die Schwächen des anderen zu spüren, scheinen aus heiterem Himmel eine innere Fehde gegen einen Anderen zu hegen und manipulieren mittels genau dieser Laune ihr Umfeld. Was ist, wenn darauf ansprechen nicht hilft, was ist,wenn ein Gespräch nichts bringt, wenn sie sich dem entziehen? Wenn sie ihr ganzes Spielchen eher hinterlistig und unterschwellig betreiben. Mit Ausgrenzung und Ignoranz. Oft ist es ja sogar so, dass nach einiger Zeit wieder alles in Ordnung scheint. Plötzlich ist man wieder der beste Freund, der Partner des Lebens, die große Liebe. Aber wehe, wenn dann wieder nicht.
It’s too close to home, honey.
Ich schreibe diesen Text obwohl ich keinerlei Antwort auf diese Fragen haben. Keinen schlauen Satz, keine aufmunternde vier Zeilen an all diejenigen, die das genauso (er)kennen wie ich. In meinem Fall sehe ich, was das Problem ist, obwohl ich doch nichts tun kann. Diese Menschen sind meist unzufrieden mit sich selbst oder mit ihrer persönlichen Situation „Too close to home“, wurde mir mal gesagt und ich wusste nie so richtig was das heißt. Mittlerweile bekomme ich eine Ahnung, denn mir schwarnt, dass diese Menschen oftmals sogar eigenes Verhalten in uns erkennen, diesen Spiegel aber nicht gut heißen und daher dicht machen, gemein werden, die eigene Existenz komplett ignorieren. Oder diese Personen können nicht anders, haben einfach schlechte Laune und nicht das Rückgrat dazu zu stehen. Manövrieren sich in immer schlechtere Laune mit ihrem eigenen, ungerechten Verhalten und finden irgendwann einafch nicht mehr hinaus. Sie vermeiden Blickkontakt und Kommunikation. Flüchten sich in Vermeidung, nur um nicht in unseren Augen das zu sehen, was ihr Verhalten auslöst. Stattdessen manipulieren sie uns in eine Bittstellerhaltung hinein oder in eine ebenso schlechte Stimmung wie die Eigene – mit dem Resultat, dass es ihnen besser geht.
Obwohl es viele Arten und viele unterschiedliche Typen diesen Verhaltens gibt und ich einigen von ihnen schon begegnet bin, haben sie immer das Gleiche mit mir gemacht. Denn am Ende des Tages frage ich mich, was falsch mit MIR ist. Was ICH getan habe um so eine Behandlung zu verdienen, gehe alle Versionen eines Vergehens meinerseits durch, immer und immer wieder. Und das, während ich das hier so tippe, ist wohl das Ungesündeste was man tun kann. Denn nicht ich bin das Problem oder habe ein Problem, sondern mein toxisches Gegenüber. Vielleicht ist das das Einzige, was man tun kann: sich selbst immer wieder zu sagen: nicht ICH habe das Problem, sondern ER/SIE. Nicht mein Leben läuft gerade nicht so toll, sondern SEINS/IHRES. Sich klar machen, wo die eigenen Grenzen sind und ja, wenn nötig, auf den Tisch zu hauen und die persönliche Grenze deutlich zu machen. Mit dem Finger drauf zu zeigen und zu sagen „was immer dein Problem ist, es ist nicht meins, also halte mich da raus oder rede mit mir vernünftig darüber. Denn es ist mein Leben und ich entscheide, was ich mir gefallen lasse oder nicht.“
Schöne wäre es, ich könnte einfach online gehen und mir wieder einen Detox Tee bestellen. Gegen diese Menschen.
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