Wenn Ihr jeden Tag etwas Anderes anziehen müsstet, wie lange würdet Ihr auskommen ohne zu waschen? Unterwäsche ausgenommen. Ich wette mit Euch, ihr würdet sehr sehr lange keine Wäsche aufhängen müssen.
Also sortierte ich aus und endete mit anderthalb schwarzen Säcken voll von Kleidungsstüclken, die ich nicht mehr getragen hatte seit…
Die Schuhe kommen wieder!
…müssten nur geputzt, neu besohlt, eingeölt und wieder eingelaufen werden.
Wohnraum wird immer teurer. Wohnungen immer knapper. Aber statt die Lagerhäuser in Wohnhäuser zu verwandeln und Menschen ein bezahlbares Dach über dem Kopf zu bieten, wachsen immer mehr self-storage Start Ups aus dem Boden, weil sie ein großes Geschäft wittern. Und das würden sie nicht, hätten sie nicht die Sammelsucht unserer konsumorientierten Gesellschaft gerochen.
A b e r w a r u m ?
W a r u m
k o n s u m i e r e n w i r s o v i e l ? G l a u b e n w i r d a d u r c h w ü r d e n w i r g l ü c k l i c h e r w e r d e n ?
Folgen wir einfach nur blind der Werbeindustrie, die uns weismacht, wir würden schöner, reicher, begehrenswerter werden, wenn wir dieses und jenes Produkt besäßen? Brauchen wir denn wirklich immer wieder das neueste Device, den besseren Fernseher, die schöneren Schuhe, den angesagteren Klamottentrend? Und wer sagt mir eigentlich, dass dieses oder jenes Dekoobjekt von Westwing meinen Charakter und meine Lebenseinstellung am besten darstellen kann? Versuchen wir durch unseren Konsumerismus zu einer Identität zu kommen ? Und angenommen wir würden jedes von der Werbung erweckte Bedürfnis stillen …wie viel müssten wir denn dann eigentlich arbeiten?
Ich persönlich möchte mein Geld nicht dafür ausgeben, viele Dinge anzuschaffen. Ich will nicht mehr Geld verdienen, ergo mehr arbeiten, um mehr ausgeben zu können. Ich habe keinen Drang danach, zu kaufen um zu besitzen, um dann nur wieder kaufen zu müssen, weil das vorübergehende Hochgefühl eben so schnell verflogen ist. Mir ist klar geworden, dass ich mehr denn je nach Freiheit strebe – persönlich und emotional. Und zu viele Sachen um mich herum, die beschweren mich nur. Machen mich gefühlt unfrei. Sie verwirren mich. Ich will mich nicht fragen müssen, wann ich dieses oder jenes Ding mal wieder benutzen könnte. Ich möchte nicht zehn Umzugscontainer bestellen, wenn ich umziehe. Ich möchte nicht meinen Kleiderschrank öffnen und all die unpassenden Kleidungsstücke ansehen um doch wieder zu den gleichen Lieblingsteilen zu greifen.
MEMORIES
Viele Gegenstände, die wir so haben, ob es Kleidungsstücke sind oder Lampen – sie sind doch mit Erinnerungen gespickt. Gute, neutrale, schlechte. Aber sie riechen manchmal nach einer so weit in der Vergangenheit liegenden Facette des eigenen Ichs, dass es etwas Belastendes hat, sie noch um sich zu haben. Gerade, wenn ich mir vornehme mehr im Jetzt zu leben, die Vergangenheit ruhen zu lassen und wenig daran zu denken, was ich besser, anders hätte machen können.
Gerade Kleidungsstücke sind für mich mit Erinnerungen behaftet.Wenn ich meinen Schrank öffnen, strömen mir so viele Momente entgegen. Und manche Textilien konnte ich bislang nicht gehen lassen, weil ich irgendwie immer dachte, ich würde mich beim Tragen dieser wieder genauso fühlen wie damals. Aber das Gefühl blieb aus. (Überraschung!) Trennen konnte ich mich trotzdem nicht.
D e n n a u c h, w e n n u n s s o v o r k o m m t, s i n d e s n i c h t d i e D i n g e d i e E m o t i o n e n u n d E r i n n e r u n g e n b i n d e n, s o n d e r n n u r w i r s e l b s t. U n s e r e F r e u n d e. U n s e r e M o m e n t e .
Als ich nun mit dem Ausmisten meines Kleiderschranks begann, habe ich mich auch nochmal im Loslassen geübt – ein gutes Gefühl, welches mir von meiner letzten großen Trennung noch bekannt vorkommt. Drei Jahre ist es nun her, dass ich fast meinen gesamten Hausrat verkaufte und nochmal ganz von vorne begann… aber das ist eine ganz andere Geschichte.
Habt Ihr auch Lust herauszufinden, wie viele Kleidungsstücke Ihr eigentlich wirklich braucht und welche Teile Euch besonders wichtig sind? Im Rahmen des #project333 könnt Ihr Euch im Minimalismus ausprobieren! Hier findet Ihr alle Infos zur Uncluttering Challenge.
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