Den einen Moment lebst Du noch dein gewohntes Leben, läufst deinen gewohnten Rhythmus, umgibst dich mit vertrauten Dingen. Und im nächsten ist alles anders. So, oder so ähnlich liest man oft über Veränderungen. Die Erfahrungen, die ich gemacht habe gleichen dem nicht vollkommen. Denn, ist es nicht so, dass Veränderungen, so massiv sie auch sein mögen, nicht gänzlich abrupt kommen sondern eher schleichend?
Rückblick
„Nun ist es fast zwei Jahre her. Es ist verrückt, wie anders alles ist.“ Das bin ich, wie ich in die Pause zwischen zwei Songs hinein spreche.
„Was genau?“, werde ich gefragt. Der nächste Track setzt ein und ich sage nichts mehr. Stattdessen rekapituliert mein Kopf im Schnelldurchlauf und bis auf die Minute, die entscheidenen Momente im Frühling 2014.
Rückblickend kommt mir alles so einfach vor. Wie geplant. Dass ich aber vor zwei Jahren neben mir stand, definitiv zu viel getrunken habe und ständig unterwegs war, um das Gefühl zu ersticken, nur planlos durch die Welt zu laufen, das verdränge ich heute. Oder alles verblasst. Heute sehe ich, dass alles seinen Sinn hatte. Und ich sehe, dass es gut war. Ich bin tatsächlich dankbar über eine Trennung, die schmerzhafter war als vieles, was ich in meinen mehr als 20 Jahren auf dieser Welt erlebt habe. Ich bin dankbar für die Menschen, die da waren, um mir einen Anlaufpunkt zu geben. Die mich inspiriert, manchmal enttäuscht, aber auf jeden Fall aufgeweckt haben. Die mir Illusionen nahmen, die mich nur gehindert hätten.
Letztenendes waren es nicht riesige Schritte, die ich getan habe. Ich habe nicht die eine, weltverändernde Entscheidung getroffen. Es waren die kleinen Dinge. Vor allen Dingen die Entscheidung „Nein“ zu sagen, obwohl ein Ja so viel einfacher gewesen wäre. Dann der Entschluss meine Wohnung zu kündigen, fast alles zu verkaufen, alles aufzulösen. Mich auf zwei Taschen und vier Kartons zu reduzieren und von Unterkunft zu Unterkunft zu ziehen und dabei immer leichter zu werden. Meinen Job zu wechseln, mal etwas ganz Neues auszuprobieren. Die Sache mit dem Kaffee als Alltagsgegenstand, welcher mein Leben so beeinflusst. Und der mir Menschen gebracht hat, die mir das Gefühl geben, sie schon viel länger als diese zwei Jahre zu kennen. Die ihre Bedeutung behalten, vom ersten bis zum heutigen Moment.
Mein Kopf weiß,
dass ich hier daheim sein kann
Nichts von all diesen Dingen war einfach – im Gegenteil, es ist immernoch ein Prozess, der mir viel abverlangt. Aber nebenbei, fast unbemerkt, bin ich gewachsen. Ich habe mir selbst bewiesen, dass ich fast alles schaffen kann. Aus eigener Kraft, wenn ich will. Mein Wille, so weiß ich heute, ist riesig. Manchmal ein bisschen Kopf durch die Wand, ja, aber niemals ohne Grund. Und: Ich habe gelernt, dass man nicht in einer Krise wächst. Man wächst danach, wenn man wieder atmen kann und der Druck nicht mehr wie Blei auf einem lastet. Dann richtet man sich auf, blickt auf das zurück, was hinter einem liegt und fühlt sich ein Stück größer. Und damit dem mehr gewachsen, was auf jeden Fall noch vor einem liegt.
Heute, ja, bin ich angekommen. Vorerst. Irgendwo zwischen meinen nun ausgepackten vier Kartons, meinen 16 Quadratmetern und im Kreise von 4 wundervollen Menschen, da fühle ich mich wieder zu Hause. Obwohl eines anders ist: während mein Kopf weiß, dass ich hier daheim sein kann, ist mein doch Herz frei und möchte es immer bleiben.
Desk: Impressionen Versand
Blanket, Ananas, Candle: H&M Home
Chair: Ikea
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